Am Nachmittag gab es noch ein Foto mit Ecki Stieg und Ulrich Schnauss. Ecki konnten wir danach zu der Anmoderation für den Hauptact gewinnen. Und wie er dann berichtete, stellt die Musik von Ulrich Schnauss und Hans-Joachim Roedelius etwas sehr besonderes für ihn dar. Die Ansprache von Ecki war sehr sehr persönlich.

  Die Anmoderation von Ecki Stieg, die es auch unter den Videos live zu betrachten gibt.

Der Abschluss des langen Musiktages-/abends gehörte einem Jahrhundertkünstler aus Berlin, der seit vielen Jahren in Niederösterreich lebt: Hans-Joachim Roedelius. Liest man seine Vita, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Aktuell ist seine überaus spannende Biografie erschienen. Und wie ein 82-jähriger kam uns seine Erscheinung nicht vor... Er ist so neugierig und frisch denkend wie am ersten Tag. Ein herzliches "Kuckuck" waren seine erste Worte und das Eingeständnis, auch nach 45 Jahren auf der Bühne immer noch nervös zu sein. Sein Dank galt all den aufgetretenen Künstlern am Nachmittag und am Abend. Er dürfe nun den "Chill-Out" bestreiten und "auch leise sein". Es folgte das erste von einigen Gedichten mit dem vielsagenden Namen "Adam". Und dann ging es in das erste ambiente Stück.

Darum war das spontan gewählte Video auf der Leinwand auch dezent mit leichten Veränderungen gewählt.

Sein Auftritt bei der Preisverleihung in Bochum hatte uns fasziniert. Eine solche Performance eines so großartigen Künstlers wollten wir auf jeden Fall präsentieren. Das Sommertheater ist für solch einen Auftritt wie geschaffen, Probleme wie Flügel etc. gibt es dort nicht. Daher war dieser Auftritt nur eine logische Konseqzenz.

So war der BECHSTEIN Flügel auf 440 Hz gestimmt ein wunderbarer Begleiter. Wozu hat man denn gleich zwei Flügel im Sommertheater ???

Hans-joachim Roedelius' umfangreiche Biografie kann man unter "Festival" an anderer Stelle nachlesen und studieren. Er hat in den 1960igern Jahren das "Zodiac" in Berlin gegründet und damit den Weg für die spätere elektronische Musik in Berlin und weit darüber hinaus geebnet. Er gründete die Formationen CLUSTER und HARMONIA und schrieb damit Musikgeschichte.

Seine vielfältigen Kollaborationen (uns bekannt durch seine Auftritte) mit u.a. Alquimia, Tim Story und Brian Eno waren für unzählige Künstler in den nachfolgenden Generationen wegweisend. Nicht zu vergessen sein Einwirken auf David Bowie und Iggy Pop in den Mitsiebzigern (Bowie's Berlin-Trilogie).

Daneben hat sich Roedelius auch als Schauspieler, als Schriftsteller und Poet sowie in der bildenden Kunst als Fotograf und Filmer einen Namen gemacht. Ein aussergewöhnlicher Allrounder mit stetem Drang zu Experimenten und Konzertauftritten. Und das - mit Respekt gesagt - im Alter von 82 Jahren !!! Chapeau.

Eigentlich sei er ja Heilgymnast. Seine Musik mag davon sicherlich durchtränkt sein.

Der musikalische Teil seines Sets bestand aus Improvisationen (wer wagt solches heutzutage noch ?), zu denen er Geräusche aus seinem "Animoog-Programm" beisteuerte. Es entstanden unterschiedlichste Klangformen, zu denen er auch immer wieder Passagen am Flügel und damit schönste Melodiebögen spielte.

Es war ein entschleunigter und besinnlicher Abschluss des EC 2016. Doch diesen haben wir so auch ganz bewusst gewählt. Denn es schwebte eine ungeheure Magie durch den Saal. Man durfte aufmerksam lauschen.

Hier war ein Jahrhundertkünstler am Werk, der allerdings auch für sperrige Sounds und Geräusche (wie zu besten Cluster Zeiten) sorgte.

Hans-joachim unmittelbar vor dem Auftritt seiner Frau Christine Roedelius. Als sie die Bühne betrat, las sie einen Text "für Kurt" (Tucholsky) vor, in dem es um eine flüchtige Begegnung mit einem fremden Menschen geht, der eine Emotion ausgelöst hatte. Hans-joachim spielte dazu eine zarte melancholische Melodie.

Danach las er selbst sein Gedicht "Schillerlocken" vor, das sich an Goethes "Der Zauberlehrling" orientierte und den Text in die heutige Zeit legte.

Zu dem nächsten Stück kam dann wie versprochen Ulrich Schnauss (seine Zugabe) auf die Bühne, während Roedelius einige Pianotupfer spielte. Es folgte ein spaciges, loungiges und leicht ambientes Stück, zu dem Christine wieder auf die Bühne trat und ein wenig aus der Zeit berichtete, als sie und ihr Mann Brian Eno kennenlernten und Cluster gemeinsam mit Brian Eno Musik komponierten. In dieser Zeit entstand das Stück "By this River" aus der Eno Produktion "Before and after science" (ein herausragendes Werk), das Christine gesanglich vortrug. Gänsehaut pur.

Christine Roedelius, die uns mit ihrer zarten Stimme verzauberte. Hans-joachim begleitete sie mit einer melancholischen Einlage am Flügel. Danach trug er noch das Gedircht "Das Netz" vor.

Das Finale, als Hans-joachim ein Gedicht frei aufsprach

Es folgte eine kurze Zugabe am Flügel, bevor der lang anhaltende Applaus für ein magisches Konzert erschallte.

Hans-joachim Roedelius verschenkte danach auf der Bühne noch Mappen mit seinen Gedichttexten, auch von denen die er heute vorgetragen hatte. Eine beeindruckende Geste zum Finale eines Circus, der erneut neue Wege beschritten hat, die nicht jedermanns Gefallen erreichen konnte. Dennoch darf man uns zugestehen, dass wir nicht nur auf alten ausgetretenen Wegen gehen und voranschreiben möchten. Die musikalische Welt und derlei vielfältig und umfassend, dass wie auch in Zukunft bestrebt sein werden nach neuen Dingen zu suchen und diese einzupflechten, um Brücken auch in andere Musikszenen zu bauen. Dafür stehen wir und dafür bitten wir auch Euch, liebes Publikum, um Unterstützung und Wohlwollen. Lieben Dank dafür. Wir sehen uns in 2017 mit Party und EC wieder !!!

Auf Wiedersehen in 2017 im Electronic Circus.

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