Bereits zum zweiten Mal fand am vergangenen Wochenende (14. + 15. Oktober 2016) die "Electri_City_Conference" mit viel Rahmenprogramm und Live-Musik im Congresscenter Düsseldorf statt. Für uns war der Besuch sehr lohnenswert und wichtig, trafen wir doch viele bekannte und auch neue Künstler aus der "Düsseldorfer Szene" und darüber hinaus.

Die Macher des Electri-City-Conference sind Rüdiger "Rudi" Esch und Carsten Siewert (Foto unten rechts)

Hier ein paar Worte zu der Idee eines solchen Events:

Rüdiger Esch: Electri_City – Elektronische Musik aus Düsseldorf

Das definitive Buch zu Kraftwerk, Neu!, La Düsseldorf, DAF, Die Krupps, Der Plan, Liaisons Dangereuses, Rheingold, Propaganda

So wie Memphis für den Rock ’n’ Roll gilt Düsseldorf als Mekka der elektronischen Musik. Hier tüftelte Kraftwerk im Kling Klang Studio an Klassikern wie Autobahn und Wir sind die Roboter. Hier brachte DAF den Sequenzern das Schwitzen bei. Neben Charterfolgen wie Das Modell oder Dr. Mabuse waren es Szenehits wie Der Mussolini und Wahre Arbeit – Wahrer Lohn, die Düsseldorf schlagartig bekannt machten.

In Electri_City werden die Anfänge der elektronischen Musik erzählt – von denen, die sie geschaffen und erlebt haben. Rüdiger Esch, als Mitglied von Die Krupps selbst Teil dieser virulenten Szene, beleuchtet die Entwicklung von den Anfängen bis zum Ende der analogen Phase. Er folgt der Spur derer, die diese Ära erlebt und geprägt haben. Und derer, die von ihr maßgeblich beeinflusst wurden: Bands wie OMD, Heaven 17, Visage oder Ultravox. Sie alle bezogen sich auf die Pioniere der elektrischen Stadt, bevor sie selbst Botschafter der neuen Musik wurden.

In dieser Oral History wird die Wirklichkeit des Mythos sichtbar und die Wirklichkeit hinter dem Mythos, die Weltmetropole des Modernismus genauso wie das Dorf in Düsseldorf.

DAS PROGRAMM 2016:

TAG 1 | 14. OCT. 2016

Ort:
CCD Congress Center Düsseldorf - Süd
Stockumer Kirchstraße 61, 40474 Düsseldorf

15:00 - 17.00
Mark Reeder
(Berlin / Manchester)
B-MOVIE: Lust & Sound in West-Berlin 1979-1989
96 Minuten, Oktober 2015
Im Anschluss stellt sich Mark Reeder den Fragen von Tassilo Dicke (FAZE Magazin)

17:00 - 18:00
ELECTRI_CITY Talk I
Chris Payne (UK/France)
Keyboarder bei Gary Numan und Visage im Gespräch mit Chi Ming Lai
(The Electricity Club UK)

18.00 - 19:00
ELECTRI_CITY Talk II
Heiko Hoffmann (GROOVE) im Gespräch mit Daniel Miller, Chris Payne & Chris Liebing

Live Shows

19.30 - 20:15
Eric Random
(Manchester)
live

20.30 - 21:15
Marsheaux
(Athen)
live

21.30 - 23:00
Rusty Egan
(Visage/Blitz Club)
presents  "Welcome to the dancefloor"
featuring Chris Payne & Nick Bitzenis
live

TICKETS: ELECTRI_CITY Conference

Ort:
Salon des Amateurs (c/o Kunsthalle)
Grabbeplatz 4, 40213 Duesseldorf

23:00 - 05:00
TIME WARP @ ELECTRI_CITY*
DJ Sets von Vladimir Ivkovic, Daniel Miller und
Chris Liebing

*) Party ist nicht im Tagesticket enthalten!

TICKETS: TIME WARP@ELECTRI_CITY - Party

TAG 2 | 15. OCT. 2016

Ort:
CCD Congress Center Düsseldorf - Süd
Stockumer Kirchstraße 61, 40474 Düsseldorf

15:00 - 16:30
Film "Keine Atempause - Düsseldorf, der Ratinger Hof und die neue Musik" (WDR)
Anschliessende  Podiumsrunde mit dem Regisseur Oliver Schwabe und den Protagonisten Kurt Dahlke (Pyrolator), Richard Gleim alias ar/gee (Fotograf) und Martin Sonnensberger (Stabil Elite).

Moderiert von Sven-André Dreyer (Kulturredakteur der Rheinischen Post)

16.30 - 17:30
ELECTRI_CITY Talk III
Rüdiger Esch im Gespräch mit Martyn Ware (Human League, Heaven 17)

17:30 - 18:30
ELECTRI_CITY Talk IV
John Foxx im Gespräch mit Ecki Stieg (Grenzwellen)

Live Shows

19:00 - 20:00
Cult With No Name
(London)
live

20:30 - 22:00
John Foxx & Steve D’Agostino & Karborn
"Evidence Of Time Travel"
live

22:00 - 23:00
NUNTIUS - ein Film und Live Vertonung
von und mit Jimi Tenor & Jori Hulkkonen featuring Mr. Normall
live

TICKETS: ELECTRI_CITY Conference

TAG 3 | 22. OCT. 2016

Ort:
ISS DOME

Theodorstraße 281, 40472 Düsseldorf

15:00 - 16:00
Jean-Michel Jarre - ELECTRI_CITY Talk
Jean-Michel Jarre im Gespräch mit Louis Lewitan (Die Zeit)
 

20:00 - 22:30
Jean-Michel Jarre live

Tickets: Jean-Michel Jarre live

Vor dem Beginn des Congresses

Chris Payne im Interview mit Chi Ming Lai (Electricity Club London)

Mark Reeder im Talk mit Tassilo Dicke (Faze)

Ecki am "Keyboards-Stand" vor dem Konterfei von Klaus Schulze

Beim Eintreffen war Daniel Miller, dem Musikproduzenten und Gründer des "Mute"-Labels (u.a. Depeche Mode), als Interviewgast auf dem Podium im Foyer des Kongresszentrums.

Einer fehlt "aus unseren Breitengraden" nie auf der Conference: Haja Liese

Hans-Hermann hatte schon im vergangenen Jahr Ralf Dörper (Propaganda" getroffen

Ein supernetter Künstler, Musikproduzent, Lebelbetreiber, Schauspieler und Autor: Mark Reeder. Mark. Mark lebt seit 1978 in Deutschland und wurde vor allem als Gründer des Berliner Plattenlabels MFS bekannt (Paul van Dyk, Cosmic Baby, Mijk van Dijk, Humate, Ellen Allien, Marco Zaffarano), das zu den wichtigsten deutschen Trance-labels zählt. Da gab es viel zu erzählen.

Ein Live-Act aus dem letzten Jahr war widerum zum Besuch: Tiny Magnetic Pets (Sean Quinn und Eugene Somers), die ihre neue EP vorstellten und aus Irland kommen.

EIn Blick auf die Bühne im großen Saal des Kongresszentrums.

Vor dem Saal

Als erstes der Auftritt von Eric Random. Der Multiinstrumentalist aus Manchester macht seit Ende der 1970iger Musik, gründete die "Tiller Boys" mit Pete Shelley, brachte ein Soloalbum heraus und gründete dann "The Bedlamites". Später musizierte er mit der Band von Nico, formte die Musikszene Sheffields, produzierte mehrere Alben und musizierte mit "Cabaret Voltaire".

Das gut 45 minütige Konzert war abwechslungsreich und spannend, gefiel uns gut: mal uptempo, sehr rhythmisch, mal atmosphärisch und ruhiger gehalten

Und Eric singt zu seinen Stücken

Ein netter Mensch und ein guter Auftakt

Grit als Autogrammjägerin war stets "am Mann" :-)))

Mit Roger Kamp, Sony Pusteblume, George Geranios (Marsheaux) und Gritt Cheraka

Mit Edgar Hellwig (nettes Gespräch), den beiden von "Magnetic Peds" und Chi Ming Lai (Electricity Club London)

Als nächstes kam "Marsheaux" aus Griechenland auf düe Bühne: Marsheaux macht seit 2003 Synth-Pop Musik und kommt aus Thessaloniki (Griechenland). Neben den beiden Musikiern (die mehr im Hintergrund agieren) prägen die beiden Frontfrauen Marianthi Melitsi und Sophie Sarigiannidou. Es erwartete uns ein knalliges und sehr tanzbares Konzert.

Marsheaux haben bereits 6 Alben veröffentlicht und sind durch den Remix des Stückes "Popcorn" sowie weitere Remix von Depeche Mode und Human League bekannt geworden. Das ist Synth-Pop wie wir ihn lieben.

Hinter dem Projekt "Marsheaux" stehen zwei Musiker: nikonn mikro (li) und George Geranios (re), mit denen wir plaudern konnten. Leider waren die beiden Frauen auch am Samstag nicht mehr zu sprechen, was sehr schade war. Wir konnten sie nicht einmal begrüßen.

Das war ein echter Hungucker und hat viel Spass gemacht. Die "Mädels" verbreiten einfach gute Laune und machen auch durch das Auffordern zum Mitklatschen richtig Stimmung. Das Programm bestand aus Stücken ihrer aktuellen neuen CD "Ath.Lon" und aus Stücken von "Inhale" und früheren CD's.

Am Freitagabend dann waren Chris Payne (Gary Numan, Visage) gemeinsam mit Nikonn und Rusty Egan der finale Liveact - eine extravagante Mischung aus vielen bekannten Stücken, zu denen Rusty moderierte und mitsang

Chris Payne, der alleine durch die Openerstücke "Down in the Park" und "Fade to Grey" mehr als überzeugen konnte

Auf der Wand erschienen jede Menge Plattencover, die irgendetwas mit der Elektronikmusik aus Düsseldorf zu tun hatte, ob nun beeinflusst oder massgeblich beteiligt

Soft Cell als Band, die von der Düsseldorfer Musikszene stark beeinflusst wurde

Rusty Egan war nicht zu bändigen. Rusty Egan (Drummer bei VISAGE) war massgeblich daran beteiligt, das die britische New Wave Bewegung zu solcher Popularität wuchs. Ao ziemlich alle damaligen Bands gingen durch seine Hände. Später agierte er als DJ und bedient noch heute zahllose Clubs (u.a. Blitz Club) und Radio Shows.

Hier ein Gastauftritt von Eric Stein, der später mit "Cult with no Name" auftrat

Rusty mit seiner Sound-Machine

Ein Dankeschön an alle Künstler und Bands, die irgendwie mit diesem Event zu tun haben

Später auch auf Zurufe aus dem Publikum: Motto. Thank you :-)))

Der Schlagzeuger von Visage: Rusty Egan, der zwischendurch immer einmal auf die E-Drums schlug

Der Samstag stand an, und da gab es gleich ein absolutes Highlight: Interview von Ecki Stieg mit dem Gründer und Namensgeber von Ultravox: John Foxx

John Foxx - The quiet Man

   

John Foxx begann seine Karriere 1973 noch als Kunst- und Graphikdesignstudent in der Glamrock-Band Tiger Lily. Beeinflusst durch den aufkommenden Punk wechselte Tiger Lily 1976 ihren Stil hin zu einer Fusion von Punk und New Wave: Ultravox! waren geboren. 3 Lps wurden veröffentlich, drei unterschiedliche Produzenten waren dabei am Werk: Brian Eno, Steve Lillywhite und zuletzt Conny Plank. Dabei gilt das letzte Album "Systems of Romance" (Plank) als das erste Synthie-Pop-Album und für viele als DAS Ultravox Album schlechthin

Bestens informiert und recherchiert gab Ecki dabei auch Einblicke in seine Jugendjahre und die Beeinflussung durch die Musik von John Foxx, als er 1976 eines der ersten Livekonzerte von Ultravox im "Roundhouse" zu London besuchte. Für Ecki ging hier in Düsseldorf die Erfüllung eines lang gehegten Traumes in Erfüllung

John Foxx, der Liveauftritte stets als schwierig für ihn betrachtete, verließ 1979 nach einer USA-Tournee die Band Ultravox und widmete sich fortan seiner Solokarriere. Die LP "Metamatic" (Underpass, Metal Beat) hat noch heute Kultstatus. 3 Alben folgten danach, bevor John Foxx 1985 das Interesse für einige Jahre an seiner Musik verlor. Erst 1997 veröffentlichte er nach längerer Pause wieder zwei neue Alten.

Seitdem ist er jedoch kontinuierlich akiv und arbeitere u.a. mit Louis Gordin, Steve D'Agostino (auch hier in Düsseldorf), Steve Jansen, Harold Budd, Robin Guthrie (Cocteau Twins) und Theo Travis.2009 dann gründete er zusammen mit dem Londoner Musiker und Produzenten Benge das Projekt "John Foxx and the Maths".

John gab hier im Interview einen sehr tiefen Einblick, inspririert durch Fragen nach Musiktiteln wie "My Sex" oder "The quiet Man"´, über viele Themen und auch seine Kindheit in Nordwestengland. Dabei beeindruckte er das intensiv lauschende Publikum mit viel Wärme und großer Offenheit. Ein donnernder Applaus nach über 60 Minuten war die Folge. Für uns war es ein echtes Erlebnis ihm durch diese Stunde zu folgen und sich davon berühren zu lassen.

. Und für ein Foto war er immer zu haben


Oder auch deren zwei :-)))

Zwischendurch ein netter Plausch mit einem KRAFTWERK Gründungsmitglied, nämlich Eberhard Kranemann, der aktuell mit Harald Großkopf zusammenarbeitet.

Und es folgte ein weiterer Höhepunkt: der Auftritt von "Cult with No Name" (kurz CWNN)

Das Duo besteht aus den Künstlern Erik Stein (syn, voc) und John Boux (p, keys). Beeinflusst durch elektronische Musik der 80iger, durch Post Punk und moderne Klassik legten die beiden einen großartigen Auftritt hin.

Bereits seit fast 10 Jahren im Geschäft spielten Erik und Jon Stücke aus allen sieben bislang veröffentlichten Alben.

"Cult with No Name" erinnert in seiner Musik an Größe wie Roxy Music (besonders Erik als Sänger), Tuxedomoon, The Pet Shop Boys, Colin Newman, The Nits, David Sylvian und Scott Walker.

Aktuell ist die CD "Blue Velvet Revisited" in einer Kollaboration mit eben Tuxedomoon. Das rein instrumentale Stück hier auf dem Festival konnte wie vieles andere zuvor vollends überzeugen.

Erik Stein ist in seinem Auftreten und der Interpretation auch stimmlich eine wahre Augenweide.

Man fühlte sich auch wegen der Mimik und Gestik stellenweise sehr an Bryan Ferry erinnert, sicher nicht ganz zufällig

Erik Stein

und Jonny Boux

Wir sagen DANKE  ...

und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen mit den beiden

Der vorletzte Auftritt des Abends war dann John Foxx gemeinsam mit Steve D'Agostino (li) und Karborn (re) vorbehalten

Begleitet von teilweise höchst interessanten und verstörenden Bildern und Videos zeigten die Drei ein sehr anspruchsvolles Konzert, von dem man sich streckenweise hpynotisch verführen lassen durfte

Es war aber keinesfalls "leichte Musikkost"

Das Konzert bestand hauptsächlich aus dem gemeinsamen in 2014 erschienenen Album "Evidence of Time Travel"

Die Grafiken waren ein echter Hingucker und passten als visuelle Untermalung allerbestens

Ein Blick von links auf die Bühne

Phantastisch

John Foxx

Hoffentlich gibt es ein Wiedersehen mit diesem ruhigen und großartigen Künstler

Keine Zugabe, aber ein gutes Konzert (Electro, Synth-Pop)

Verstärkung auf der Bühne auf der rechten Flanke: eine Theremin Musikerin

Ein allerletzter Auftritt kurz vor 23 Uhr: Jim Tenor & Jori Hulkkonen aus Finnland

Das ware reine Picture-Music. Die beiden Musiker hatten im vergangenen Jahr einen Science-Fiction Film namens "NUNTIUS" vertont. Die beiden gelten in Finnland als Legenden der Musikszene.

Der Elektro-Pop Experte Hulkkonen, aktuell aktiv mit der Gruppe "Sin Cos Tan". spielte also gemeinsam mit dem virtuosen Multiinstrumentalist Tenor.. Dabei zitieren beide David Lynch's Eraserhead als einen ihrer wichtigsten Einflüsse für ihre sehr spezielle Arbeit. Sie beziehen sich auch auf Solaris von Tarkovski, Alphaville von Godard und Fellini's Satyricon.

Uns war diese spannende Musik aber am Ende doch zu schwer für die Nacht und lange Rückreise

So blieb für uns am Ende ein höchst interessantes und aufschlußreiches Festival, das wir sehr gerne im kommenden Jahr (schon vermerkt) wieder aufsuchen werden. Schade nur, dass das angekündigte Interview mit Martyn Ware von "Heaven 17", den wir vor Jahren live im Forum Bielefeld begeistert gesehen haben, wegen Krankheit von Martyn ausfallen musste. Auf ein Neues in 2017 !!!

Vorhang
LogoCircusInnen
item1
item1a
item1c
item1d
item1e
item1f
item1g